„Ich kann ohne dich nicht leben“ jammert der Erfolgsschriftsteller Tim Ardenne (Lars Eidinger) ins Telefon, und weiß zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass er mit seiner deprimierten Hartnäckigkeit Erfolg haben wird. Er wird tatsächlich zur neuen Konstante im Leben seiner Verlegerin Joan Verra (Isabelle Huppert), bei der äußerlich alles glatt zu laufen scheint. Als sie aber eines Tages nach Jahren zufällig ihre erste große Liebe Doug (Stanley Townsend) wieder trifft, bricht Vergangenes überraschend wieder auf, und sie zieht sich für einige Tage in ihr Landhaus zurück. Der Film beginnt mit einem beliebten Kunstgriff des psychologischen Kinos. Joan durchbricht die vierte Wand und erzählt von ihrem irischen Vater, ihrem im Französischen ungewöhnlichen Namen Joan, ihrer Mutter und ihrer Zeit als Studentin in Irland. Wie sie sich in den smarten Taschendieb Doug verliebt, mit ihm auf kleine Raubzüge geht, erwischt und verhaftet wird und ihn dann aus den Augen verliert. Zurück in Frankreich bekommt sie das gemeinsame Kind Nathan und zieht es alleine auf. Sie muss miterleben, wie ihre Mutter sich den Reizen eines japanischen Kampfsport-Meisters ergibt und mit ihm nach Japan geht. Sie erzählt, wie sie sich erfolglos gegen die Annäherungsversuche ihres deutschen Autors Tim Ardenne wehrt und jetzt versucht, Kunst und Leben zusammenzubringen. Zwischen diesen beiden Ebenen, Kunst und Leben, wohnt die Liebe. Der Theaterregisseur Laurent Larivière weicht nur ein einziges Mal in symbolhafte Fantasiewelten aus und lässt auch nur ein einziges Mal Traum und Wirklichkeit in seiner meisterhaften Inszenierung verschwimmen. Er verlässt sich auf eine großartige Isabelle Huppert und ihre unnachahmliche Art, Verletzlichkeit und äußerliche Stabilität zusammenzubringen. Großartig auch die chargenhafte Exentrik von Lars Eidingers Darstellung: in seiner Figur gibt es kaum wirkliches Leben mehr, alles an ihm wirkt wie überbordende Künstlichkeit. Tolle Darsteller, toller Film!
à Propos de Joan – Die Zeit die wir teilen OmU français