Die fast neunzig Jahre alte Éva Fahidi hat in ihrer Jugend durch die Verfolgung deutscher und ungarischer Nationalsozialisten 49 Familienangehörige verloren. Sie selbst wurde 1944 als Einzige ihrer Verwandten nicht für die Gaskammer selektiert und überlebte Zwangsarbeit und die Flucht vom Todesmarsch. Éva ist trotz ihres Alters hellwach und auch körperlich erstaunlich beweglich. Das sehen wir bei den ersten Proben zu einer Tanztheater-Aufführung, für die sie mit der 60 Jahre jüngeren Tänzerin Emese Cuhorka ihre Erfahrungen aufspüren, ausagieren und zum Schluss auf die Bühne bringen soll. Die Idee zu diesem beeindruckenden Projekt kam von der renommierten Budapester Choreographin Réka Szabó die auch Regisseurin dieses Dokumentarfilms ist. Dieser begleitet die Entwicklung der Produktion im Trialog zwischen den Frauen, die in einem mehrmonatigen Prozess spielerische Improvisationen zu einem intensiven Skript verdichten und sich bei der gemeinsamen Arbeit körperlich und emotional immer näherkommen. Die kollektive künstlerische Praxis aktiviert bei Éva Fahidi nun noch einmal ganz neue Schichten der eigenen Erinnerung. Doch auch für die junge Tänzerin ist die enge Zusammenarbeit eine intensive Erfahrung. Starke Szenen in einem starken Film, der auch diejenigen beeindrucken dürfte, die mit dem Tanztheater eine eher problematische Beziehung haben.

Filmforum

Das Glück zu Leben – The Euphoria of Being OmU ungarisch

  • Réka Szabó dokumentiert das Tanztheaterprojekt “The Euphoria of Being“ mit der Holocaust-Überlebenden Éva Fahidi.
  • R: Réka Szabó – K: Claudia Kovács – D: Éva Fahidi, Emese Cuhorka – Ungarn 2020, L 85 Min. FSK 0