Gangsterboss Macheath, genannt Mackie Messer, und Bettlerkönig Jonathan Jeremiah Peachum konkurrieren um die Vorherrschaft in der Londoner Unterwelt. Heimlich heiratet Peachums Tochter Polly Mackie Messer; für Polly ist es eine Liebesheirat, für Mackie perverses Vergnügen sowie Seitenhieb gegen Peachum. Geladener Ehrengast der Hochzeit ist Londons oberster Polizeichef und Mackies enger Freund Tiger Brown. Peachum sieht seine Geschäfte durch die Hochzeit bedroht und möchte Mackie schnellstmöglich ausschalten, indem er ihn bei der Polizei anzeigt. Polly kann ihren frisch Angetrauten zwar warnen; anstatt zu fliehen, begibt sich dieser jedoch ins Bordell, wo er von seiner ehemaligen Geliebten, der Puffmutter Spelunken-Jenny, an die Polizei verraten wird. Im Kerker verhilft ihm eine seiner weiteren Liebschaften, Lucy, die Tochter des Polizeichefs, zur Flucht. Peachum droht Brown daraufhin, die bevorstehenden Krönungsfeierlichkeiten mit seinen Bettlern durch einen Massenauftritt des Elends zu sabotieren, sollte Macheath nicht umgehend verhaftet werden. Erneut im Bordell, wird Mackie erneut von Jenny verraten und erneut festgenommen – man bringt ihn in die Todeszelle. Doch er wird nicht gehängt; im letzten Moment erscheint ein reitender Bote der Königin und verkündet Mackie Messers Begnadigung und Erhebung in den erblichen Adelsstand.

Berliner Unterwelt in den letzten Atemzügen der Goldenen Zwanziger Jahre. Jegliches Moralverständnis ist aus den Fugen gehoben; gnadenlose gesellschaftsfähige Korruption diktiert das Geschehen dieser Schattenwelt. In einem sozial-, politikkritischen und feministischen Ansatz inszeniert Roman Groß die Dreigroschenoper als brandaktuellen Querschnitt eines düsteren bürgerlichen Idylls am sozialen Abgrund. Sehnsüchtig träumt die Frau von Gleichheit und Macht über den Mann; dieser träumt vom ewigen Fortbestand einer Welt, in der er ungestraft betrügen und vergewaltigen kann. Hier werden Frauen zu Objekten männlicher Begierden; verzweifelt und letztlich machtlos rebelliert Polly gegen diese Welt. Am Ende ist es Mackie Messer, welcher sich über sein lasterhaftes Handeln triumphierend erhebt.

Warum greifen wir das heute inszenatorisch auf? Im derzeitigen bundesdeutschen Rechtsruck blühen nicht nur anti-feministische Stimmungen sowie anti-LGBTQIA+ Ansichten; die Meinungen der ‚Neuen Rechten‘ speisen sich aus Hass und Ignoranz, wodurch im wiederkehrenden Muster eine fortlaufende Kette an Manipulation, Betrug und Gewalt produziert wird. Was sind Bildung und Moral noch wert, wenn im Angesicht von Verschwörungstheorien, Falschinformationen und rechten Hassreden unsere historischen Erfahrungen scheinbar bedeutungslos geworden sind? Recht verkehrt sich ins Gegenteil und der Verbrecher wird ohne jede Sühne oder Läuterung geadelt. Alles und alle sind käuflich, lautet die Parole des Stücks; ein grassierender moralischer Opportunismus hat auch unsere Gesellschaft ergriffen und bringt ihre demokratisch-freiheitlichen Grundpfeiler immer mehr ins Wanken – wie lange halten sie dem noch stand?

In einer einmaligen Zusammenarbeit zwischen professionellen Kulturschaffenden und Laienschauspieler*innen offenbart die Produktion die erschreckend aktuelle Relevanz dieses weltberühmten Werkes und stellt das Publikum unmittelbar vor die Frage nach den eigenen moralischen Prioritäten sowie der eigenen gesellschaftlichen Verantwortung.

Eine Produktion des Projekttheater Landsberg e.V. Die Produktion wird gefördert von der Stadt Landsberg am Lech, dem Bezirk Oberbayern, der Kulturstiftung Oberbayern, der Sparkassen Stiftung Landsberg-Dießen und den TILL Freunden des Stadttheaters Landsberg e.V.

Dauer: 3 Std plus Pause

Musiktheater

Die Dreigroschenoper

  • Ein Stück mit Musik in einem Vorspiel und acht Bildern nach John Gays "The Beggar's Opera" von Bertolt Brecht (Text) und Kurt Weill (Musik) unter Mitarbeit von Elisabeth Hauptmann.
  • Projekttheater Landsberg e.V.
Regie, Bühne und Dramaturgie Roman GROß
Musikalische Leitung Andrea Winterhalder
Kostüm Paula Glawion
Technische Leitung und Lichtdesign Noam Braun
Sounddesign Severin GROß
Choreographie Darron Terrode