„Die Jungfrau von Orleans“ ist ein klassisches Meisterwerk und zu Schillers Lebzeiten sein wohl beliebtestes Drama. Schiller erzählt darin sprachgewaltig von einer höchst ungewöhnlichen Frauenfigur: Idealisierte Nationalheilige, Ikone weiblicher Zurückhaltung, Kampfmaschine in Männerkleidern oder doch religiöse Fanatikerin? Schillers Johanna ist aus jedem dieser Blickwinkel eine Frau der Tat, die – mit der weißen Fahne in der Hand – ihren ermatteten und tatenlosen Zeitgenossen vorausgeht und einer zerrütteten Gesellschaft eine große Vision schenkt. Johannas Weg scheint zumindest ihrem Vater klar: Heiraten soll das Hirtenmädchen und im abgeschiedenen Landleben dem hundertjährigen Krieg der Franzosen gegen die Engländer fernbleiben. Doch Johanna weigert sich und greift nach Höherem: Gott habe sie berufen im Krieg an der Spitze der entmutigten Franzosen zu kämpfen, zu siegen und den französischen König Karl VII. auf beider Länder Thron zu setzen. Und so geschieht es auch. Die Jungfrau führt das Männerheer in Schlacht und Sieg, ist der tapferste aller Kämpfer. Ungeahnter Aufstieg und ungehörige Anmaßung einer jungen Frau zugleich: Johanna wird ihren Siegeszug nicht überleben und das persönliche Glück nie kennen lernen.

„Die Jungfrau von Orleans“ ist ein höchst komplexes, bildreiches Geschichtsdrama um Religiosität, Nationalismus und Machtpolitik. Schillers faszinierende Frauenfigur lebt im Mittelalter und stellt ganz heutig brisante Fragen nach weiblichen Identitätsentwürfen und der Vereinbarkeit von privaten Sehnsüchten und gemeinschaftlichem Handeln.

Dieser Klassiker ist die letzte Eröffnungsinszenierung von Kathrin Mädler am LT Schwaben.

Theater

Die Jungfrau von Orleans

  • Romantische Tragödie von Friedrich Schiller
  • Landestheater Schwaben
Regie Kathrin Mädler