„Stille ist die innere Spannung der Seele, der Widerhall der Gedanken“, sagt Marceau einmal in dem wunderbaren Dokumentarfilm, in dem der Regisseur Staerkle Drux viele Wegbegleiter zu Worte kommen lässt: die beiden Töchter Camille und Aurélia, Marceaus dritte Frau Anne Sicco, seinen Enkel Louis Chevallier, sie alle arbeiten als darstellende Künstler. Marceaus Schüler Rob Mermin kommt ebenfalls zu Wort, der nach seiner Parkinson-Diagnose die Techniken der Pantomime und des Zirkus zum Training motorischer Fähigkeiten nutzt. Der Film gibt aber auch Marceaus Cousin Georges Loinger viel Raum, der 2018 mit über 100 Jahren gestorben ist und in der französischen Resistance aktiv war. Marceau, 1923 als Marcel Mangel in Straßburg geboren, war Jude, musste mit seinen Eltern untertauchen, der Vater wurde verraten, nach Auschwitz deportiert und dort getötet. Eine Erfahrung, die Marcel Marceaus Leben nicht nur beeinflusste, sondern sein Handeln, sein Denken, seine Arbeit prägte. Zusammen mit seinem Cousin Georges schmuggelte Marceau mehr als 300 jüdische Kinder in die Schweiz. Er brachte den Kindern bei zu schweigen, um bei den patrouillierenden deutschen Soldaten keinen Argwohn zu wecken. Es sind Geschichten wie diese, die uns Zuschauern den Menschen Marceau näherbringen, seine Leidenschaft für die Stille, die Gesten, die Mimik erklären.

Filmforum

Die Kunst der Stille OmU

  • Dokumentation über Marcel Marceau, einem der größten Pantomimen aller Zeiten.
  • R+B+T: Maurizius Staerkle Drux – K: Raphael Beinder – Schweiz/Deutschland 2022, L: 89 Min. FSK 12