In einem Berliner Mietshaus herrscht mit einem riesigen Theaterfundus ausgestattet der Theaterdirektor Hassenreuter und philosophiert über die Relevanz und Ästhetik des Theaters. Derweil haust darunter die Putzfrau Jette John und mit ihr der Ausnahmezustand. Denn Frau John wünscht sich nichts sehnlicher als ein Kind, das ihre Welt, die durch den Tod des eigenen Säuglings ins Wanken geriet, wieder in Ordnung bringen soll. Sie überredet die mittellose und ungewollt schwangere Piperkarcka zum Kinderhandel und löst dadurch einen Strudel von Ereignissen aus, in dem sie sich nur noch mit Lügen aus purer Verzweiflung über Wasser halten kann. Denn Paulina Piperkarcka will nach einiger Zeit ihr Kind zurück.
Das Drama „Die Ratten“ weckte mit einem Paukenschlag das bürgerliche Publikum auf. Nie zuvor wurden die in Mietskasernen dahinvegetierenden, an den Rand der Gesellschaft gedrängten Menschen dergestalt auf die Bühne und in den Mittelpunkt gestellt. Spannend darüber hinaus ist auch Hauptmanns Kritik des Theaters, das sich mehr mit sich selbst beschäftigt als mit den Menschen, die es darstellen soll. Das ist die theaterhistorische Bedeutung dieses Werkes, das schon deshalb gut ins Landsberger Stadttheater passt, weil unser Stadttheater 1878 mit einem Stück aus der Epoche des Naturalismus, „Die Fabrik zu Niederbronn“ von Ernst Wichert, eröffnet wurde. Die Co-Intendantin des LTS, Christine Hofer, verabschiedet sich mit dieser Produktion mit großem Ensemble vor dem Intendanzwechsel aus dem Landestheater.