Der Film zeigt eine britische Gesellschaft, die mehr als gewohnt in ihren Regeln und Ritualen versteinert ist. Steif und freudlos versammeln sie sich an ihren edel gedeckten Tafeln um die tiefe Trauer, die der Weltkrieg in ihrer Mitte hinterlassen hat: Bis auf einen sind alle Söhne der drei Familien, die sich zum „Mothering Sunday“ treffen, nicht zurückgekehrt. Während in der feinen Gesellschaft förmliche Distanz regiert, herrschen wahres Leben und flirrende Sinnlichkeit nur in heimlichen Begegnungen mit den Angestellten. Schon im ersten Bild rückt die Kamera dem Hausmädchen Jane völlig ungebremst zu Leibe, die sich mit Paul, dem letzten Sohn der Familie Sheringham, heimlich trifft. Mit ihm hat sie schon seit vielen Monaten eine leidenschaftliche Affäre. In erfrischendem Kontrast zum streng britischen Ambiente fängt die französische Regisseurin Eva Husson diese Affäre mit betörender Luftigkeit ein. Mit unbefangener Körperlichkeit bewegen sich die beiden miteinander, kosten jeden Moment aus, denn dieses Treffen soll das letzte sein, bevor Paul in ein paar Tagen in eine standesgemäße Hochzeit gedrängt wird. Als er aufbricht, um sich dem Familientreffen verspätet anzuschließen, bleibt Jane zurück, selbstvergessen wandelt sie durch die dunkel getäfelten Räume, als wolle sie deren Aura geradezu physisch in sich aufnehmen. Ein Kammerspiel, in dem mehrere Zeitebenen mit den magischen Momenten eines Tages ineinanderfließen. Mit großartigen Schauspielern.

Filmforum

Ein Festtag

  • Der Film basiert auf dem internationalen Bestseller „Mothering Sunday“ von Graham Swift, der in der deutschen Übersetzung als „Ein Festtag“ erschien.
  • R: Eva Hussona –  B: Alice Birch – K: Jamie Ramsay – M: Morgan Kibby – D: Odessa Young, Josh O´Connor, Colin Firth, Olivia Colman, Glenda Jackson – GB 2021, L: 105 Min. FSK 12