JDer Film von Cem Kaya widmet sich einem bei uns zu oft übersehenen Phänomen: der in der Bundesrepublik Deutschland entstandenen Musik der aus Südeuropa und der Türkei Eigewanderten. Türkiola und Minareci stand auf den Kassetten mit türkischer Musik, die in den 70er und 80er Jahren millionenfach verkauft wurden. Aufgenommen waren die Songs allesamt in der alten Bundesrepublik, vertrieben über türkische Märkte und Shops, vom biodeutschen Teil der Bevölkerung weitgehend unbeachtet. Die Lieder handelten vom Leben in diesem fremden Land, dessen “Wirtschaftswunder“ ohne die aus Südeuropa und der Türkei angeworbenen Arbeitskräfte undenkbar gewesen wäre. Diese sogenannten “Gastarbeiter“ hatten ihre eigene Kultur in die Diaspora mitgebracht, auch die musikalische. Deren Geschichte samt gesellschaftspolitischer Hintergründe erzählt der Film vielseitig und fesselnd. Wir hören Protestlieder von Metin Türken, der 1962 als Schlosser nach Köln kam, um für FORD zu arbeiten. Oder Lieder von Yüksel Özkasap, die “Nachtigall von Köln“ – und zahlreichen anderen Musiker*innen, deren Lieder vom harten Alltag, von Sorgen, Einsamkeit und der Sehnsucht nach der alten Heimat handeln. So entsteht ein facettenreiches, mitreißendes Porträt mehrerer Generationen, das ein wenig bekanntes kulturelles Erbe mit Fragen um Teilnahme und Identität in einem sich verändernden Land thematisiert. Nichts weniger als ein Meilenstein der Musikgeschichtsschreibung.

 

 

Filmforum

Liebe, D-Mark und Tod OmU

  • Ein verwirrender Titel für einen ziemlich tollen Musik-Dokumentarfilm.
  • R+B: Cem Kaya, Mehmet Akif Büyükatalay - K: Cem Kaya, Mahmoud Belakhel, Julius Dommer - M: Fatih Aydın, Armin Bade, Tarik Badaoui - D 2022, L: 96 Min. FSK  0