Sie war Europas erste Doktorin der Naturwissenschaften. Sie war Frankreichs erste Professorin. Sie war die erste Frau, die einen Nobelpreis bekam und der erste Mensch, der noch einen zweiten erhielt. Marie Curie, die als Maria Sklodowska am 7. November 1867 in Warschau geboren wurde, gilt bis heute als Ikone, als Vorzeigeforscherin und Kämpferin gegen Widerstände in einer von Männern dominierten Welt. Alles, was sie tat, war unerhört: Sie forderte die Anerkennung für den Anteil ein, den sie an der gemeinsamen Forschung mit ihrem Ehemann Pierre hatte. Nach seinem Tod übernahm sie seinen Lehrstuhl. Als Witwe leistete sie sich eine Affäre mit einem jüngeren Mann und vermutlich eine Beziehung mit einer Frau. Und als Mutter zog sie zwei emanzipierte Töchter groß. Sie prägte eine ganze Forscherinnendynastie, die über Jahrzehnte weiterwirkte.
Persönlicher Gewinn war dabei nicht ihr Ziel: Ihr Wissen sollte der Menschheit dienen. Marie und Pierre veröffentlichten ihre Forschungsergebnisse unentgeltlich. An den Fronten des Ersten Weltkriegs war sie mit einem Röntgenmobil unterwegs – sie wollte Leben retten und musste doch soviel Tod und Elend ertragen. Marie Curie war eine engagierte Europäerin, arbeitete für den Völkerbund und setzte sich für Frieden, Freiheit und Gleichberechtigung ein. Doch zu verhindern, dass auch aufgrund ihrer wissenschaftlichen Erkenntnisse die fürchterlichste Waffe der Menschheit, die Atombombe, entwickelt wurde, war ihr nicht mehr vergönnt. Im Sommer 1934, am 4. Juli, endete das außergewöhnliche Leben von Marie Curie. In einem Schweizer Sanatorium erlag sie, von Strahlen geschwächt, einer „perniziösen Anämie“ (Blutarmut). Doch wie schaffte sie das alles? Welche innere Kraft, welche unbändige Neugier auf Wissen und Forschung haben diese außergewöhnliche Frau angetrieben? Wie gelang es ihr sich gegen alle Angriffe der Gesellschaft, der Neider und der Klatschpresse zu behaupten.