Nach „Der ÖD“ verschafft uns Thomas Luft mit seinem Ensemble zum Spielzeitbeginn mit „Nebenan“ gleich noch eine zweite richtige Premiere. Daniel Kehlmanns Stück kombiniert messerscharfe Dialoge mit kauzigem Thekenraunen und feiert das Eckkneipen-Kammerspiel als Genre: lokal versus global, Rollkoffer-Take-Off versus Lauschangriff übers Fenster zum Hof. Die Figurenpsychologie ist perfekt, die Verbalspiralen wollen nicht enden: Berlin-Prenzlauer Berg. Am Ende dieses Sommertags wird nichts mehr so sein wie zuvor. Nur weiß Daniel davon noch nichts. Er ist der Protagonist eines tragikomischen Szenarios und als solcher ebenso ahnungslos wie erfolgsverwöhnt. Die Loft-Wohnung ist schick, seine Ehefrau auch, die Kinder hat die Nanny im Griff. Alles flott, alles bilingual, alles bereit für den Jet-Trip zum Casting, wo für den deutschspanischen Schauspielstar eine Rolle in einem Superheldenfilm in Aussicht steht. Als er schnell noch in der Eckkneipe einkehrt, sitzt dort Bruno. Und der hat, wie von nun an im Minutentakt durchsickert, lange auf diesen Moment gewartet. Ein Verlierer der Wiedervereinigung, Gentrifizierungsopfer in Berlin-Ex-Ost, ein Ewigübersehener nimmt Rache. Daniel ist seine Zielscheibe. Bruno weiß nicht nur über Daniels Filme, sondern auch über dessen Privatleben erstaunlich gut Bescheid. Was als harmlose Plauderei beginnt, nimmt bald zerstörerische Wendungen. Der immer so souverän wirkende Kinostar sieht sich mit gut gehüteten privaten Geheimnissen konfrontiert. Und plötzlich stehen seine Karriere und seine Ehe an einem Wendepunkt.

Premiere, Schauspiel

Nebenan

  • Nach dem Drehbuch zum gleichnamigen Film von Daniel Kehlmann
  • theaterlust
Regie Thomas Luft
Es spielen Oliver Bürgin, Genoveva Mayer, Herbert Schäfer, Barbara Seeliger, Dirk Wäger