


Rennen! Immer nur durchstarten. Unaufhaltsam, wie ein sich immer mehr vergrößernder Schneeball, der den Berg herunterrollt. Mit vollem Risiko, sich unterwegs zu verlieren. Das ist das Tempo der Gegenwart. Wir hetzen in eine unsichere Zukunft. Beschleunigung um jeden Preis, immer höher und schneller. Bewegungen durch Zeit und Raum, scheinbar grenzenlos. Einige tun dies mit Absicht, andere ohne Richtung. Bleibt die Frage: Wo stehen wir eigentlich? Für diesen Zustand des rasenden Leerlaufs findet die sibirische Choreographin Olga Pona in ihrer jüngsten Produktion „Running“ Bilder. Die Frontfrau des Chelyabinsk Contemporary Dance Theater aus dem Südural hat sich in ihrer Arbeit schon oft mit dem rasanten Wandel der Zeitläufe beschäftigt. Mit den Turbulenzen, die Systemwechsel und andere Verwerfungen im Leben der Einzelnen verursachen (wie in „Different“, das letzte Programm, das bei uns im Stadttheater zu Gast war). Diesmal schlägt sie einen radikalen Schritt vor: Innehalten! Momente des Stillstands erzeugen, in denen wir die Ruhe haben, wichtig von unwichtig zu unterscheiden, mit denen zu sein, die wir lieben, den Worten zu lauschen, die eine wahre Bedeutung haben. Denn beim Rennen bleibt zu viel auf der Strecke.
Olga Pona kontrastiert den Anfang und das Ende, die Hetze und die Ruhe, in Zusammenarbeit mit Ihren Tänzer*innen, ganz innig und doch distanziert, erforscht sie das „Dazwischen“. Kühl und warm zugleich, auf der Suche…
Trailer: https://vimeo.com/376314304