Aufgewachsen auf der Straße, groß geworden im und durch das Internet. Wohl kaum eine Autorin hat in den vergangenen Jahren für mehr Furore gesorgt als die Wienerin Stefanie Sargnagel mit ihren radikalen Texten, in den Anfangsjahren hauptsächlich veröffentlicht als Facebook-Statusmeldungen und Tweets auf Twitter. Mit „Dicht – Aufzeichnungen einer Tagediebin“ hat Sargnagel den Nerv der Zeit getroffen. Sie porträtiert in dem Werk die Rückseite Wiens. Es ist eine heruntergerockte Welt zwischen Eck-Beisl, Klapse und Bruchbuden, bevölkert mit zumeist liebenswerten Antihelden. Der Rhythmus der Sprache hat seine Wurzeln eindeutig im Internet: knapp, hart, lustig und widerborstig. „Hingerotzt“ seien die Texte, hat die „Süddeutsche“ einmal geschrieben und das als astreines Lob gemeint, denn: die so verdichteten Alltagsbeobachtungen sind wie Rap ohne Musik. Ob ihres eigenwilligen Stils und der radikalen sprachlichen Umsetzung überschlägt sich die Kritik und vergleicht Sargnagel wahlweise mit dem jungen TC Boyle oder Rainald Goetz. In Österreich ist Sargnagel auch politisch vielbeachtet. Ihre Facebook-Battles gegen rechtsextreme Gruppierungen und speziell die FPÖ hat sie zur Gallionsfigur der links-feministischen Szene werden lassen.
© Alexander Goll