Der Theaterstar Sir Mark Rylance spielt bravourös den von London nach Chicago verpflanzten Maßschneider Leonard, der für die Mafia Anzüge näht. Er hat Ende der 1950er Jahre sein Londoner Atelier wegen des Booms der Blue Jeans aufgegeben und ist für einen Neuanfang nach Amerika umgezogen. Dass der Mob seinen Laden in Chicago auch für die interne Kommunikation nutzt, führt nach und nach zu einer höchst spannenden Intrige: Mit bedächtigen Bewegungen näht Leonard ein Knopfloch um. Behutsam lässt er seine Schere durch den edlen Wollstoff gleiten. Diesem schmalen Mann bei seiner konzentrierten Demonstration einiger von 228 Arbeitsschritten hin zu einem Maßanzug zuzuschauen, bereitet ein schwer definierbares Vergnügen. Er hat die beruhigende Aura eines Handwerkers, der genau weiß, was er tut – und erzeugt doch, Stich für Stich, die beunruhigende Ahnung, zu erleben, wozu er noch imstande sein wird. Seine Kunden, darunter der irische Mafiapate Roy Boyle und seine Männer und die konkurrierende Lafontaine-Bande entspinnen in Leonards Atelier ein verwirrendes Katz-und-Maus-Spiel, in dem der Schneider sehr schnell denken muss und die Luft immer bedrückender wird. Dieses Verwirrspiel, mit Nahaufnahmen von Gesichtslandschaften und verräterisch tropfendem Blut vor dämmrigem Hintergrund im Stil eines Ölgemäldes inszeniert, ist außergewöhnlich spannend. Zum virtuosen Schluss gibt es auch noch jenen vom derzeitigen Kino fast vergessenen Ha!-Moment, in denen David Goliath austrickst. Ein intensiver Filmgenuss!
The Outfit — Verbrechen nach Maß OmU engl.